Myrina silenus

In unserem Garten haben sich auf natürliche Weise ein paar recht schnellwüchsige Pflanzen mit üppigem Blattwerk und verholztem Stamm angesamt. Anfang August habe ich auf einer dieser Pflanzen die unten abgebildeten Raupen entdeckt. Diese Raupen konnte ich zunächst mal wieder keiner bestimmten Art zuordnen. Erst die geschlüpften Schmetterlinge wurden dann wieder zweifelsfrei bestimmt.
Myrina silenus ist ein kleiner, flinker Schmetterling aus der Familie der Bläuling (Lycaenidae). Die Flügel hält das Tier in Ruhe meist zusammengefaltet, so dass man leider wenig von der herrlichen blauen Färbung der Flügeloberseite sieht. Auch im Flug lässt sich die Färbung eher erahnen.

Dieser hübsche Schmetterling ernährt sich vom Laub verschiedener Ficus-Arten. Bei den in unserem Garten wachsenden Futterpflanzen handelt es sich also um Maulbeergewächse (Moraceae). Möglicherweise gelangten die Samen durch den Kot von Silberwangenhornvögeln auf unser Grundstück. Die Früchte verschiedener Ficus-Arten dienen diesen Vögeln als Nahrung. Oft rasten die Silberwangenhornvögel am frühen Abend auf Kokospalmen in der Umgebung unseres Hauses. Für die Ansamung durch Vogelkot spricht auch, dass ich sich eine Pflanze in unmittelbarer Nähe eines Fallrohres und weitere Pflanzen in der Umgebung an der Stammbasis großer Bäume etablieren konnten.

Fünf Raupen habe ich zur Sicherheit – wie üblich bei unseren „Wildfängen“ – zunächst in Aufzuchtboxen überführt. Abgetrennte Triebe der Futterpflanze wurden in abgedeckte, mit Wasser gefüllte Gläser gestellt, um ein Verdorren der Blätter zu verhindern. Es ist nicht möglich, das geschnittene Laub in die Boxen zu legen, da dieses schon nach kurzer Zeit welkt und somit nicht bis zur nächsten Fütterung am Folgetag als Nahrung dienen kann. Das Larvenstadium war ansonsten unproblematisch. Leider sind die Schmetterlinge mit mehreren Tagen Abstand aus den Puppen geschlüpft, so dass eine Paarung und Eiablage diesmal nicht möglich war. Alle fünf geschlüpften Schmetterlinge wurden deshalb in die Freiheit entlassen.

Ich werde diesen Schmetterling sicherlich irgendwann züchten, schon weil die Art als standortstreu gilt und ich jetzt einige der benötigten Ficus-Pflanzen im Garten an geeigneten Standorten wachsen lasse.

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Myrina silenus, Raupe
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Myrina silenus, Puppe
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Myrina silenus, Imago

 

Papilio demodocus

Papilio demodocus ist der häufigste Schmetterling an der kenianischen Küste. Man trifft ihn regelmäßig in Hausgärten, entlang von Säumen und allgemein in der offenen, aber durch Gehölze strukturierten Küstenebene.
Es handelt sich um einen Schädling der örtlichen Landwirtschaft. Allerdings ist den Farmern oft gar nicht bekannt, dass es sich bei dem lebhaften schwarz-weißen Schmetterling und den „Würmern“ auf ihren Orangen- und Limonen-Bäumen um das selbe Tier handelt.

In ihrem Lebenszyklus wechselt diese Art zwischen verschiedenen Strategien die der Tarnung (Mimese) oder der Abschreckung (Mimikry) von Fressfeinden dienen.
Die Larven ähneln mit ihrer braun und weiß gefleckten Färbung zunächst verblüffend einem länglichen Häufchen Vogelkot. Unter natürlichen Bedingungen werden die Eier nur einzeln an den Nahrungspflanzen befestigt. Ohne dieses Verhalten des weiblichen Schmetterlings wäre die Tarnfärbung der jungen Raupen wohl ziemlich wertlos. Auch das Verhalten der Raupe ist entsprechend angepasst, denn sie hält sich in diesem Stadium in der Regel auf der Blattoberseite auf.

Nach weiterem Wachstum häutet sich die Raupe und nimmt eine hellgrüne Färbung mit einzelnen schwarzen Ringen und Streifen an. Auf einem Segment nahe dem Kopf der Raupe findet sich an beiden Seiten des Körpers je eine schwarze Markierung. Durch diese vorgetäuschten Augen und die grüne Grundfärbung ähnelt das ganze Wesen einer kleinen Schlange. Wird die Raupe gestört, so kann sie zudem ein rotes, fleischiges Organ (Osmaterium) ausstülpen, welches einer Antenne oder Zunge gleicht und die vermeintliche Gefährlichkeit der Raupe unterstreicht.

Nach dem Larvenstadium bildet Papilio demodocus eine Gürtelpuppe. Die Färbung der Puppe ist sehr variabel und reicht von Hellgrün über Hellbraun bis Orange.

Dieser Schmetterling ist ausgesprochen einfach zu züchten und derzeit mit Sicherheit nicht in seiner Existenz bedroht. Ich bin deshalb der Meinung, dass dieses Tier ganz besonders für den Biologieunterricht an kenianischen Schulen geeignet ist.
An Papilio demodocus lassen sich hervorragend der Lebenszyklus eines holometabolen Insekts sowie das Wechselspiel von Mimikry, Mimese und Verhalten durch Selektion demonstrieren.

Papilio demodocus zeigt in Gefangenschaft gegenüber manchen anderen Schmetterlingsarten aggressives Verhalten und jagt diese mitunter ausdauernd. Dadurch werden die gejagten Schmetterlinge geschwächt oder sogar getötet. In kleineren Volieren kommt deshalb nur eine Vergesellschaftung mit robusten Arten wie etwa Danaus chrysippus in Frage.

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Eier von Papilio demodocus
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Frühes Larvenstadium von Papilio demodocus
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Raupe bei der Häutung
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Parasitierte Puppe von Papilio demodocus
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Puppe nach dem Schlupf der Parasiten
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Papilio demodocus Imago
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Ein älteres Exemplar von Papilio demodocus

 

 

 

 

 

Euphaedra neophron

Euphaedra neophron ist einer der schönsten Schmetterlinge an Kenias Küste. Alle Entwicklungsstadien des Schmetterlings sind dabei auf ihre eigene Weise Kunstwerke der Natur. Schon das Ei wirkt durch seine geometrische Konstruktion mit hexagonalen Vertiefungen und dazwischen sitzenden Härchen wie von einem anderen Stern. Die Raupe wiederum erinnert mit ihren gefiederten Körperauswüchsen eher an Meeresgetier als an ein Insekt und mit ihren goldenen Abzeichen ist die Puppe diese Schmetterlings tatsächlich ein Schmuckstück. Mit dem adulten Schmetterling findet der Lebenszyklus in einem der farbenprächtigsten Geschöpfe Ostafrikas seinen krönenden Abschluß.

Laut der einschlägigen Literatur zum Thema sollen die Raupen dieser Art auf Seifenbaumgewächsen (Sapindaceae) der Gattungen Allophyllus, Blighia, Deinbollia und Paullinia fressen.

Die folgenden Erfahrungen haben wir selbst mit den verschiedenen Futterpflanzen gemacht. Zunächst wird Paullinia pinnata vollkommen verschmäht. Weder wurde es je von Raupen im Rahmen der Nachzucht gefressen, noch konnten wir jemals Eier auf den von uns nachgezogenen Paullinia pinnata-Pflanzen entdecken. Deinbollia oblongifolia wurde von den Raupen gefressen, allerdings war Laub dieser Pflanze örtlich schwer zu beschaffen. Letztlich pflanzten wir Blighia unijugata in unserem Garten, da dieser Baum hier problemlos wächst und von den hiesigen Euphaedra neophron eindeutig bevorzugt wird.

Eine weitere mögliche Nahrungspflanze könnte Nephelium lappaceum (Rambutan) sein, der ebenfalls zu den Seifenbaumgewächsen gehört. In unserem Garten steht ein einzelner junger Rambutanbaum, der hier an der Küste außerhalb der Regenzeit nur mit permanenter Bewässerung überleben kann. Durch Zufall entdeckte ich im August 2013 auf diesem Baum ein einzelnes Ei von Euphaedra neophron. Aus dem Ei schlüpfte auch ein Larve, die bald mit erstem Fraß begonnen hatte. Allerdings verschwand die Raupe dann plötzlich. Vermutlich wurde sie von Ameisen erbeutet, die ständig auf dem Rambutan unterwegs waren.

Euphaedra neophron ist mein absoluter Favorit unter den Schmetterlingen an der kenianischen Küste. Im Gegensatz zu anderen bekannten blauen Schmetterlingen wie Morpho peleides klappt er seine Flügel in Ruhe meist nicht zusammen, so dass die prächtigen Farben gut sichtbar sind. Zudem ist er nicht scheu und nicht besonders schwer zu züchten, auch wenn er nicht zu den einfachsten Arten zählt.

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Euphaedra neophron Ei
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Euphaedra neophron Raupe
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Euphaedra neophron Puppe
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Euphaedra neophron Imago
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Euphaedra neophron Imago (Unterseite) auf Mangoschalen
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Euphaedra neophron Raupen, Nachzucht

Byblia ilithyia

Byblia ilithyia ernährt sich bevorzugt von Wolfsmilchgewächsen der Gattung Tragia. Tragia-Arten sind das ostafrikanische Pendant zu den Brennesseln in Europa. Diese in Swahili „Mpupu“ genannten Kletterpflanzen sind durch Brennhaare geschützt.
Byblia ilithyia kommt nicht nur bestens mit den Brennhaaren und dem Milchsaft dieser Pflanzen zurecht, die Raupen und Eier sind auch dem Erscheinungsbild von Tragia mit ihren Brennhaaren hervorragend angepasst (s. Bilder unten).
Schön anzusehen ist der vergleichsweise ruhige und anmutige Flug dieses eher kleinen Schmetterlings. Zudem bestechen die satten Farben – besonders der männlichen Tiere – im Sonnenschein. Die schlanke Puppe erinnert etwas an Skulpturen von H. R. Giger. Die Färbung der Puppe kann von Schwarzbraun bis Blassgrün reichen.

Glücklicherweise ist dieser Schmetterling auch noch relativ einfach zu züchten, sofern man von den unvermeidlichen Problemen mit der biestigen Futterpflanze einmal absieht. Tragia lässt sich unter tropischen Verhältnissen leicht in 5 Liter Töpfen oder entsprechend großen Kunststofftüten halten. Vorzugsweise düngt man die Pflanzen reichlich und hält sie im Halbschatten, da sie ansonsten zu schnell wachsen und oft zurückgeschnitten werden müssen. Die Pflanze verträgt auch radikalen Rückschnitt bis wenige Zentimeter über den Boden und treibt aus dem verholzten Stamm wieder aus. Die in einem Paarungskäfig gewonnen Raupen werden in Eisboxen verbracht und dort bis zur Verpuppung mit Laub der Futterpflanze gefüttert. Die Puppen werden dann bis zum Schlupf mit Klebstoff auf einem schmalen Kantholz oder Bambusröhrchen befestigt.

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Byblia ilithyia Eier
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Byblia ilithyia Raupe
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Byblia ilithyia Kot
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Byblia ilithyia Puppe
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Byblia ilithyia Imago Oberseite
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Byblia ilithyia Imago Unterseite

 

Bebearia cocalia

Bebearia cocalia ist ein typischer Schmetterling der von Kokosnuss und Cashew-Bäumen (Anacardium occidentale) dominierten Haine entlang der kenianischen Küste. Als Nahrungspflanzen dienen Palmen der Gattungen Borassus, Cocos, Hyphaene und Phoenix. Dieser Schmetterling wird in ganz besonderem Maße von Bananenschalen angelockt.

Wer Bilder von dieser Art benötigt, der kann diese bei Wikimedia Commons herunterladen. Ich habe Versionen von unten gezeigten Bildern in die Public Domain entlassen.

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Bebearia cocalia, männlich
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Bebearia cocalia, weiblich
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Bebearia cocalia auf einer Bananenschale