Im Sommer 2014 konnte ich in unserem Garten an der kenianischen Küste eine Massenvermehrung des Eulenfalters Brithys crini beobachten.
Zunächst zeigten sich rotbraune Streifen auf den Blättern eines Amaryllisgewächses. Die näherer Betrachtung der Blätter ergab, dass die Verfärbung durch minierende Larven von wenigen Millimeter Länge verursacht wurden. Ich entfernte die befallenen Blätter der Pflanze nahe der Zwiebel, um die Ausbreitung des Insekts im Garten zu verhindern.
Nach einigen Tagen traten die Larven an Pflanzen der Art Pancratium zeylanicum auf. Mehrere Horste dieser Art waren befallen. Die Blätter waren von den Enden her gelb verfärbt. Zum Blattansatz hin gab es Bereiche, wo nur die transparente Cuticula verblieben war, während darunter jeweils mehrere, rund 1 cm lange Larven gemeinsam das Gewebe fraßen. Wieder habe ich die befallenen Blätter möglichst vollständig erntfernt, um die weitere Ausbreitung des Schädlings zu unterbinden.
In den nächsten Wochen wurden dennoch sukzessive weitere Amaryllisgewächse im Garten befallen. Als Futterpflanzen wurden neben Pancratium zeylanicum vor allem eine große Crinum-Art und Zephyrantes roseus sowie Hippeastrum genutzt. Bei starkem Befall einzelner Pflanzen kam es zum Kahlfraß der Blätter, wonach die verbliebenen großen Raupen auch an und in den Zwiebeln zu fressen begannen, was letztlich einige Horste vollständig vernichtet hat.
Einige Raupen habe ich in Eisboxen verbracht und mit Blättern der Nahrungspflanzen gefüttert. Nach dem Puppenstadium konnte ich die bis dahin unbekannten adulten Tiere betrachten. Nach einer kurzen Internet-Recherche wurden die geschlüpften Eulenfalter der Art Brithys crini zugeordnet.
Derweil ging die Vermehrung der Schmetterlinge trotz manueller Bekämpfung ungebremst weiter.
Versuchsweise habe ich eine Raupe einem unserer Hühner vorgeworfen, die ansonsten gierig nach jedem Insekt und Wurm schnappen. Nach einem kurzen Blick auf die potenzielle Beute wandte dich das Huhn sofort wieder ab. Offenbar reichte schon die Warnfärbung der Raupe, um dem Huhn den Appetit zu nehmen.
Als natürlicher Feind des Falters agiert in unserem Garten jedoch eine bestimmte, recht häufige Ameisen-Art. Die Ameisen können die Raupen schon während des Minierens ausfindig machen und halten sich dann auf dem Blatt unmittelbar über den Larven auf. Allerdings ist es den Ameisen unmöglich, die dünne Cuticula zu durchbohren, um die Raupen zu erbeuten. Wenn die Raupen zu groß werden, verlassen diese jedoch das schützende Blatt und werden von den Ameisen ergriffen. Angriffe der Ameisen sind nur in Überzahl erfolgreich, denn die Raupen können sich gut gegen einzelne Ameisen verteidigen. Wird eine Raupe attackiert, so würgt sie einen Tropfen Nahrungsbrei hervor und betupft die angreifende Ameise damit. Die derart getroffene Ameise lässt daraufhin von der Raupe ab und läuft für einige Zeit sichtlich irritiert umher.
Über die Ursache des massiven Befalls mit Brithys crini kann ich nur spekulieren. Vermutlich ist die günstige Witterung mit gleichmäßig verteilten Regenschauern von etwa April bis Oktober 2014 der Hauptgrund. Zusätzlich hatte ich zu Beginn der Regenzeit alle Zierpflanzen im Garten mit Diammoniumhydrogenphosphat (in Kenia kurz „DAP“) gedüngt. Die Pflanzen wuchsen deshalb ausgesprochen gut und entwickelten üppige Blätter – optimale Voraussetzungen also für die Larven des Falters.